MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Franco Morbidelli (Pramac Ducati): Großartiger «Vibe»

Von Thomas Kuttruf
Beurteilt nach Fakten, verläuft die Saison für Ex-Vizeweltmeister Franco Morbidelli katastrophal. Im Gespräch gibt sich der Italiener weiter voll motiviert und ist dabei besonders begeistert von der Atmosphäre im Team.

Als in der heißen Phase der Transfersaison 2023 klar wurde, dass Franco Morbidelli im Folgejahr auf einer Desmosedici für die Semi-Werksstruktur von Pramac Racing an die Starlinie geht, wurde der Italiener schnell zu einem der Geheimfavoriten der MotoGP-Titeljagd 2024 ausgerufen.

Dass es ganz anders kam, ist eine bekannte Geschichte. Aus der vermeintlichen Traumverbindung wurde zunächst eine sportliche Stressbeziehung. Morbidellis Trainingsunfall auf einem Semi-Superbike in Portimão brachte den Plan nachhaltig durcheinander und führte zu einem fast Komplettausfall der wichtigen Testphase.

In Folge verlief die Saison für den MotoGP-Vizeweltmeister des Jahres 2020 alles andere als geschmeidig. Die beiden Rennen hatten mehr Testcharakter und mit weiteren Abflügen der #21, wiederum in Portimão, ist die objektive Lage weiter stark angeschlagen. Null Punkte befinden sich auf dem Konto des ehemaligen Weltmeisters der mittleren Kategorie, während Teamkollege Jorge Martin die Tabelle auf dem gleichen Motorrad anführt.

In einem 1:1 Gespräch mit der SPEEDWEEK-Redaktion zeigte sich der 29-jährige Rennprofi vor dem dritten Lauf des Jahres allerdings aufgeräumt und in jeder Hinsicht positiv. Vor allem die Situation bei Prima Pramac-Racing gibt dem Ducati-Neuzugang viel Zuversicht: «Ich muss sagen, die Stimmung im ganzen Team, vom ersten Tag an bis heute, ist fantastisch und ich fühle mich dort ausgesprochen wohl. Natürlich war der Start anders als erhofft, aber wir funktionieren als ein Team. Besonders genieße ich den «Vibe» der Italiener. Das ist schon etwas ganz Großartiges. Die Einstellung, die Art miteinander zu reden, die italienische Art, die kommt mir besonders jetzt sehr entgegen. Fast10 Jahren war ich zuletzt in sehr internationalen Teams, was auch gut war, aber jetzt die sehr italienische Art bei Pramac ist, besonders wertvoll.»

Auch in Hinblick auf die extreme Leistungsdichte und Wettbewerbsfähigkeit outete sich «Franky» als klarer Fan der Situation: «Natürlich ist es sehr hart und eng, aber genau das macht für mich die Faszination und Einzigartigkeit unseres Sports aus. Ich sehe den super engen Wettbewerb nur positiv. Ok, du kannst mit sehr kleinen Fehlern sehr viel verlieren – du kannst aber auch im Gegenzug mit kleinen Schritten sehr viel gewinnen. Ich meine, wir sind alle sehr schnell. Niemand ist aussichtslos unterlegen. Und mich motiviert es zu wissen, dass du mit nur einer Verbesserung auch einen großen Schritt machen kannst.»

Und wie geht es Franky Morbidelli körperlich?
«Ich fühle mich schon wieder richtig gut. Aber natürlich fehlt mir die Erfahrung und damit die Einschätzung, exakt zu verstehen, welche Änderungen am Bike die Fortschritte bringen, die wir brauchen. Ich bin jedenfalls fit und das Bike ist gut. Jetzt gilt es, die Details zu bearbeiten. Und wie gesagt, zusammen mit meinem Team, kann es schnell auch wieder sportlich nach oben gehen.»

Auf der technischen Seite hat Morbidelli mit Massimo Branchini übrigens einen (italienischen) Vollprofi an seiner Seite. Branchini war lange fixer Betreuer von Johann Zarco, wechselte mit dem Franzosen von der KTM/Ajo-Welt zu Ducati, blieb nach dem Weggang Zarcos aber bei Pramac Racing.

Ein Blick auf die Zahlen bestätigt die Aussage Morbidellis. Trotz einer verheerenden Ergebnissituation nach dem Saisonstart, beim letzten GP in Portimão verlor Morbidelli pro Runde im Schnitt 0,8 Sekunden auf die schnellsten Piloten. Eine Halbierung des Rückstands bedeutet zurück im Spiel zu sein. Mit steigender Routine auf der hoch entwickelten Desmosedici und dem «Vibe» der Pramac Mannschaft ist eine Rückkehr zur Spitze nicht auszuschließen.

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