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Technik-Direktor lobt neue Elektronik – warum?

Von Günther Wiesinger
Colin Edwards: Nur Platz 16 in Le Mans, von der neuen ECU nicht begeistert

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Corrado Cecchinelli spricht offenbar nicht viel mit den Teams und Piloten. Trotzdem lobt er die neue ECU von Magneti Marelli über den grünen Klee.

Der Italiener Corrado Cecchinelli trägt den vielsagenden Titel «MotoGP Director of Technology». In dieser Funktion soll er die Dorna in technischen Fragen beraten. So mancher Hersteller, so manches Team und so mancher Elektronik-Spezialist stellt sich längst die Frage, ob er der richtige Mann für diese Position ist.

Bisher ist Cecchinelli nämlich in erster Linie dadurch aufgefallen, dass er der italienischen Firma Dell’Orto den Deal für die Lieferung der Einheits-ECU in der Moto2-WM zugeschanzt hat, ohne ernsthafte Ausschreibung, wie ihm Konkurrenzfirmen ankreiden. Und jetzt ist bei der italienischen Firma Magneti Marelli das Gleiche passiert. Sie beliefert 2014 alle MotoGP-Teams mit ihrer ECU.

Die Claiming-Rule-Teams Forward, Avintia, IodaRacing und Paul Bird Motorsport (mit der Aprilia von Laverty) verwenden die Marelli-ECU bereits jetzt, es ist viel Kritik zu hören, über unausgereifte Software und auch über versteckte Kosten.

Cecchinelli hingegen tritt auf, als wäre er der Public-Relations-Manager von Magneti Marelli. «Wir sind bisher sehr zufrieden mit den Resultaten», erklärte er gegenüber der offiziellen Dorna-Website motogp.com. «Das System war vom ersten Moment an sehr gut, so wie es Magneti Marelli ausgeliefert hat. Aber jetzt beginnen wir es zu verbessern.»

Lesen wir aus dieser Bemerkung einen Widerspruch heraus? Mag sein. Die ECU war jedenfalls so ausgereift, dass Fahrer wie Laverty und Edwards an den ersten zwei Testtagen in Sepang praktisch nicht zum Fahren kamen. Und es war so vielversprechend, dass Forward Racing für den zweiten Sepang-Test den deutschen Elektronik-Spezialisten Dirk Debus von der Firma 2D einfliegen liess, um Edwards und Corti aus dem Elektronik-Elend zu helfen.

Kritik von HRC
Und HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto sagte nach einer Einschulung seiner Techniker bei Magneti Marelli in Italien: «Wir hatten viele Fragen und bekamen keine Antworten.»

An Cecchinelli prallen solche Äusserungen ab. Er spricht nur vom wichtigen Test nach dem Jerez-GP und von zufriedenstellenden Ergebnissen. Cecchinelli plaudert wie ein Marelli-Mitarbeiter: «In Le Mans haben wir die neue Software benützt. Es wurde die Wheelie-Control verbessert, dazu hilft sie beim Rausfahren aus den Kurven. Alle Fahrer sind happy damit.»

Cecchinelli widerspricht sich gleich wieder. Denn jetzt sagt er, es sei eine grosse Herausforderung und viel Arbeit für Marelli, die ECU bei allen Motorrädern zum Laufen zu bringen – also bei der Suter-BMW, FTR-Kawasaki und der PBM-Aprilia. Also was? War sie nicht vom ersten Tag an sehr, sehr gut? «Die grosse Herausforderung ist, die Wünsche aller Kunden zu erfüllen», jammert Cecchinelli.

War das nicht für jeden halbwegs aufgeweckten Techniker vorhersehbar?

2014 werden auch die Prototypen von Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati mit der ECU-Hardware von Marelli fahren, die Werke dürfen aber die Software selber schreiben. Nur die CR-Teams müssen Hard- und Software von Marelli verwenden, die erhalten sie weitgehend kostenlos.

Im Laufe der Saison 2013 soll die Marelli-ECU in kleinen Schritten durch weitere Upgrades verbessert werden. Cecchinelli: «Wir wollen bei jedem Montag-Test kleine Upgrades einführen.Å

Cecchinelli hört sich schon wieder wie ein Magneti-Marelli-PR-Sprecher an, wenn er sagt: «Ich denke, es ist das beste Paket, das man haben kann... Ich denke, es wird das Beste sein, was man an so einer Software verlangen kann. Wenn du so eine Software für nur ein Motorrad entwickelst, wirst du nie so eine massgeschneiderte Software erhalten.»

Experten wie Dirk Debus und andere namhafte Data-Recording-Ingenieure von Honda und Ducati wundern sich, welcher berufliche Werdegang Cecchinelli zu solch profunden Aussagen befähigt. Bisher ist er nicht als Elektronik-Spezialist in Erscheinung getreten. Auch nicht in seiner alten Aufgabe bei Ducati.

«Ich habe Vertrauen in die Leute, die an diesem Projekt arbeiten», betont Cecchinelli. «Es wird eine Software sein, die für einen bestimmten Zweck entwickelt wird. Deshalb wird sie, meiner Meinung nach, viel besser sein als das, was die Privatteams selber austüfteln könnten.»

Da wird zumindest der Weltkonzern Bosch nicht zustimmen. Bosch hat zum Beispiel zwei Jahre lang mit Suter, BMW und 2D ein «engine control unit» (ECU) für die MotoGP entwickelt, das sich sehen lassen konnte.

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