Muggeridge verabschiedet sich – Teil 2

Von Esther Babel
Muggeridges letzter Auftritt

Muggeridges letzter Auftritt

Für den Dunlop-Test im September war der Australier noch zu geschwächt. Doch inzwischen ist er mit seinem Team in Misano unterwegs.

Beim IDM-Finale wollten Muggeridge und die Holzhauer-Crew noch einmal mit einer starken Leistung auftrumpfen. Das Team bereitete für das letzte Rennen sogar insgeheim eine Speziallackierung mit australischer Flagge für die rot-weisse Fireblade vor, die Box wurde mit einer Fotoserie früher Karriere-Jahre dekoriert und gegenüber der Box auf der Zielgeraden ein großes Banner mit der Aufschrift «Champion der Herzen – Danke Karl» aufgespannt. Leider machte ihm seine Gesundheit eine Strich durch die enthusiastische Rechnung.

Karl wurde überraschend von einer Windpocken-Infektion heimgesucht, die normalerweise strenge Bettruhe erfordert. Dabei hatte der Australier bereits in jungen Jahren die fiese Infektionskrankheit hinter sich gebracht. Gegen den australischen Viren-Stamm dürfte er dadurch auch immun sein. «Doch der europäische Stamm ist anders», erklärt der Honda-Pilot. «Deswegen habe ich mir die Windpocken ein zweites Mal gegönnt.» Körperlich sichtlich geschwächt und mit Fieber raffte sich Muggeridge doch zu einigen Runden über die zwei Trainingstage auf und qualifizierte sich sogar auf dem neunten Startplatz. Die Hoffnung auf gesundheitliche Besserung am Renntag erfüllte sich trotz fürsorglicher Pflege durch Bruder Jamie nicht. Tatsächlich ging es ihm am Sonntag noch schlechter, weshalb er zunächst schweren Herzens auf den Start verzichtete.

Für das zweite Rennen am Nachmittag schlüpfte der Aussie noch einmal ins Leder, um bei seinem letzten Rennen wenigstens auszuprobieren, ob und wie lange die Kräfte reichen. Während sich an der Spitze Michael Ranseder aus dem Staub machte, war Karl in einer kampfstarken Gruppe mit Damian Cudlin, Gareth Jones, Jörg Teuchert, Erwan Nigon, Matej Smrz und Lukas Pesek, anfänglich als Fünfter, dann als Siebter unterwegs. Nach sechs Runden schliesslich, einem Drittel der Renndistanz, waren seine körperlichen Kräfte jedoch erschöpft. Muggeridge bog ab in die Boxengasse. Für eine Farewell-Runde zog es ihn in der letzten Runde noch einmal hinaus auf die Piste. Nach der Zielflagge drehte er eine finale Abschiedsrunde und entzückte die 18.700 Zuschauer im Motodrom mit einem kunstvollen «Rolling-Burnout».

Karl Muggeridge verlässt nicht nur die deutsche Rennszene, die er drei Jahre bereichert hat, sondern auch seinen Schweizer Wohnsitz. Er wird demnächst mit Gattin Isabelle und den Buben Ryan und Oliver zurück nach Australien übersiedeln, und in Coolangatta zusammen mit seinem Bruder Jamie, der bereits weiter nördlich drei Motorradgeschäfte mit über 60 Angestellten erfolgreich betreibt, ein weiteres Motorradgeschäft eröffnen.

«Diese Krankheit wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht», schilderte Muggeridge in Hockenheim. «Es war niederschmetternd, dort nicht fahren zu können. Aber ich habe am Sonntagmorgen sofort gespürt und eingesehen, dass es nicht geht. Deswegen habe ich auf das erste Rennen verzichtet. Mein Zustand war noch schlechter als an den Tagen zuvor. Ob ich in Zukunft noch einmal hier fahre? Dafür wäre meine Frau der bessere Ansprechpartner. Ich kehre wie angekündigt nach Australien zurück. Mit ein wichtiger Grund ist, dass mein älterer Sohn Ryan eingeschult wird. Pendeln zwischen der Schweiz und Australien geht dann nicht mehr. Was sein wird, wenn die neue Saison startet, weiss ich nicht, acht Monate bis dahin sind eine lange Zeit. Sicher werde ich dem Rennsport vermissen. Aber es ist vielleicht auch keine schlechte Idee, künftig einen anständigen Beruf auszuüben. Die neue Lackierung hat mir grossartig gefallen. Das war eine schöne Überraschung. Ich wollte im zweiten Rennen wenigstens schauen, wie weit ich komme. Ich habe es probiert, aber nach den paar Runden waren meine Batterien alle. Mir unterliefen komische Fehler, also fuhr ich raus. Die Ehrenrunde war seltsam, weil es viel Applaus gab, aber ich nicht das Gefühl hatte, heute etwas geleistet zu haben. Was ich jetzt fühle? Die meisten Leute, die danach fragten, waren betrübter als ich. Das war´s nun also. Ich bin etwas traurig, klar, aber vor allem weil die Fireblade in Hockenheim wirklich gut war und ich mich eigentlich mit einer starken Leistung verabschieden wollte. Es ärgert mich, dass das nicht möglich war.»

Die Flugtickets nach Australien sind für Dezember gebucht. Am Wochenende ist Muggeridge, inzwischen wieder komplett genesen, mit dem Holzhauer-Team im italienischen Misano unterwegs.

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