Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

MZ: Martin Wimmer verbrannte mehr als 10 Millionen

Von Günther Wiesinger
Ralf Waldmann und Martin Wimmer

Ralf Waldmann und Martin Wimmer

Bei MZ haben sich Schulden von mehr als 10 Millionen Euro angehäuft. Martin Wimmer will das Ende nicht wahrhaben.

Nach der Insolvenz der Motorenwerke Zschopau GmbH ermittelt die Staatsanwaltschaft Chemnitz gegen den ehemaligen MZ-Geschäftsführer und MZ-Teilhaber Martin Wimmer (55) wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Betrug; auch von einer missbräuchlichen Nutzung von Fördermitteln (des Freistaats Sachsen) soll die Rede sein.

In der Samstag-Ausgabe der Tageszeitung «Freie Presse» wehrt sich Wimmer gegen die Betrugsvorwürfe. «Ich kann mir nicht vorstellen, jemanden betrogen zu haben», stellte der ehemalige 250-ccm-GP-Pilot fest. «Ich habe mich immer bemüht, Investoren zu finden. Man könne ihm höchstens vorwerfen, keine Massenentlassungen vorgenommen zu haben, als die Produktion zusammenbrach, sagt der Bayer.

Wimmer will auch am 31. Januar bei der Gläubigerversammlung erscheinen und sich als ehemaliger Geschäftsführer verantworten.

MZ hatte im vergangenen März 20 von 56 Mitarbeitern in die Kurzarbeit geschickt. Weil eine Zulieferfirma in Zahlungsschwierigkeiten geraten sei, könnten die Elektrofahrräder nicht mehr gefertigt werden, rechtfertigte sich Wimmer. Rund 540.000 Euro Umsatz sollen MZ durch diese Ausfälle entgangen sein, versichert Wimmer, der danach bei MZ Racing (Moto2- und Moto3-WM) eine Rechnung nach der andern schuldig blieb. «Ich muss in erster Linie das Kerngeschäft aufrecht erhalten», betonte Wimmer im Mai 2012 gegenüber www.speedweek.com

In Wirklichkeit fehlten vom ersten Tag an vielversprechende Konzepte für robuste Motorräder mit 125 ccm, 250 ccm oder 600 ccm, mit denen sich MZ früher jahrelang einen guten Ruf erwirtschaftet hatte.

Es wurde ein Hirngespinst nach dem andern geboren. Blockheizkraftwerke, Biogasanlagen, Elektrofahrräder und Dreirad-Mopeds für die Post sollten das MZ-Werk in Hohndorf retten. Aber auch nach dreieinhalb Jahren war kein vernünftiges Motorrad im Sicht. Es fehlte an Konzepten und Entwicklungsbudgets.

Im Frühjahr 2009 waren auch Ex-Rennfahrer Ralf Waldmanns und Wimmers damalige Ehefrau Dr. Martina Häger als Investoren eingestiegen. Ab Juli 2011 bleiben nur noch Wimmer und Investor Peter Ertel als Gesellschafter übrig. Im Oktober 2011 gab Wimmer an, er werde dank einer Finanzspritze der Merkur-Bank alle MZ-Projekte zügig vorantreiben.

Schon damals mehrten sich die Beschwerden von Fahrern und Technikern sowie anderen Partnern, in denen von unbezahlten Rechnungen die Rede war.

Insolvenzverwalter Christoph Junker, ein Rechtsanwalt aus Dresden, will jetzt die traurigen Überreste des Werks an Interessenten verkaufen. Noch bis Ende Februar sollen die Jobs von 20 Mitarbeitern gesichert sein, heisst es. Inzwischen haben die Gläubiger Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe angemeldet.

«Die klassische MZ-Produktion gibt es nicht mehr», sagte Christoph Junker der «Freien Presse». «In den vergangenen Jahren beschäftigte sich MZ nur noch mit Projekten, bei denen Geld verbrannt wurde.»

Martin Wimmer wurde zu seiner aktiven Zeit manchmal als «Wahnsinns-Wimmer» und als Rennfahrer mit «Kamikaze-Gemüt» beschrieben.

Heute gefällt sich der gescheiterte Unternehmer als Berufsoptimist. Er fantasierte noch im Oktober bei der Motorrad-Messe Intermot in Köln von einer revolutionären Zylinderkopf-Technologie, von einer Weltneuheit, welche die Welt in Atem halten werde. Dieser Motor würde ein Viertel weniger Sprit verbrauchen als alle andern, posaunte Wimmer. Aber daraus  wurde ein ähnlicher Flop wie aus seinen vorsintflutlichen Mountainbikes, nach denen nie ein Hahn gekräht hat.

Wimmer hat in zwölf GP-Jahren als Werksfahrer bei Yamaha, Suzuki und Aprilia nur drei Rennen gewonnen.

Jetzt hat er auch das Wettrennen gegen den neuerlichen Untergang von MZ verloren. Aber er will es noch nicht wahrhaben. Im «Tagesspiegel» entgegnete er trotzig: «Das Rennen ist erst zu Ende, wenn die Flagge fällt.»

Die Flagge ist eigentlich schon im Frühjahr 2012 gefallen. Die Zusatzrunden verschlimmerten nur die Situation. Martin Wimmer hat die Zieldurchfahrt verpasst. Ralf Waldmann hat rechtzeitig die Kurve gekriegt.

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