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Adrian Newey nach Senna-Tod: «Ich wollte aufhören»

Von Mathias Brunner
Brasilien 1994: Adrian Newey, Ayrton Senna, David Brown

Brasilien 1994: Adrian Newey, Ayrton Senna, David Brown

​1994 verlor die Welt den größten Formel-1-Star: Ayrton Senna. Wegen des tödlichen Unfalls des Brasilianers am 1. Mai in Imola dachte der damalige Williams-Techniker Adrian Newey ans Aufhören.

In einer Ausgabe des Formel-1-Podcasts Beyond The Grid hat Red Bull-Stardesigner Adrian Newey ausführlich über seine Karriere gesprochen – auch über die dunkelste Stunde, als der große Ayrton Senna am 1. Mai 1994 in Imola ums Leben kam; in jenem Williams FW16, den Newey gezeichnet hatte.

Der heute 65-jährige Engländer sagt: «Dieses 1994er Auto war aerodynamisch instabil. Wir hatten zwei Jahre mit aktiven Radaufhängungen hinter uns, und als wir gemäß Reglementänderung zurück mussten zur herkömmlichen Aufhängung, da habe ich die Aerodynamik vermasselt.»

«Das Auto war sehr, sehr schwierig zu fahren, und je buckliger eine Strecke war, desto übler wurde es. Imola war sehr wellig, und dennoch ist Senna solche Zeiten gefahren. Das Selbstvertrauen von Ayrton war enorm.»

Newey gibt zu: «Nach dem Tod von Senna habe ich ans Aufhören gedacht. Wer nicht diese Gedanken hätte, wer sich nach solch einer Tragödie nicht hinterfragen würde, mit dem stimmt etwas nicht. Aber hätten Technikchef Patrick Head und ich aufgehört, dann wäre alles bei Williams kollabiert.»

Zur Erinnerung: Senna kam in Runde 7 des San Marino-GP 1994 in Führung liegend von der Bahn ab, prallte in der Tamburello-Kurve gegen die Begrenzungsmauer und zog sich dabei tödliche Kopfverletzungen zu. Der Unfall führte zu einem jahrelangen Rechtsverfahren in Italien. Im Zentrum der Ermittlungen standen Umbauten an der Lenksäule.

Senna war mit der Position des Lenkrads nicht zufrieden gewesen, Williams baute um. Newey bestätigt in seinem überaus lesenswerten Buch «Wie man ein Auto baut», dass der Unfall zwar nicht auf einen Bruch der Lenkung zurückging, «aber die Umbauten hätten wir so wohl nicht auf die Rennstrecke bringen dürfen».

«Das größte Problem war dieses aerodynamisch instabile Auto. Ayrton hat versucht, mit dem Fahrzeug Dinge zu tun, wozu der Wagen an sich gar nicht fähig war.»

«Ob er damals nun an seinem Rennwagen einen schleichenden Platten hatte, welche Rolle es spielte, dass er in diesem Moment die schnellere, aber auch welligere Innenspur wählte, das alles hat zu einem schwierig zu bändigenden Renner geführt, selbst mit seinen überragenden Fähigkeiten. Ich spüre noch immer ein gewisses Maß an Mitverantwortung für Ayrtons Tod – aber keine Schuld.»

Was ebenfalls zum Unfall beigetragen haben könnte: Fallender Reifendruck während der Safety Car-Phase vor dem Crash.

Newey vertieft: «Ich hatte mich bei der Aerodynamik des Autos verrechnet. Das Fenster, in welchem das Auto funktionierte, war zu klein.»

Das sei bei einem Test in Nogaro offensichtlich geworden. «Ich stand an der Strecke und habe unser Auto beobachtet. Es war wie Imola eine Strecke mit sehr vielen Bodenwellen. Mir wurde sofort klar, was das Problem unseres Autos war. Die Seitenkästen waren zu lang. Dadurch riss beim Eintauchen des Autos vorne der Luftstrom im Diffusor ab, weil das vordere Ende der Seitenkästen der Strecke zu nah kam. Aus heutiger Sicht hört sich das lächerlich an, aber wir hatten damals noch nicht die Werkzeuge, um das Problem vorher im Windkanal zu erkennen.»

Die Seitenkästen zu verkürzen, sei bis zum Rennen in Imola aus Zeitmangel nicht möglich gewesen, erklärte er. «Unser Auto stand bei allen drei Rennen auf der Pole-Position, aber das hatten wir ausschließlich Ayrton zu verdanken. Kein anderer Fahrer hätte das mit diesem Auto geschafft.»

«Wir hatten dann in Imola Mühe, eine einigermaßen akzeptable Bodenfreiheit zu definieren. Ayrton klagte über abwechselndes Untersteuern und Übersteuern.»

Zudem hätte der Brasilianer an jenem Wochenende unter immensem Druck gestanden, denn «er kam zu Williams im Glauben, das beste Auto zu haben und stand immer noch immer mit null Punkten da».

Die italienische Untersuchungskommission hat die ihrer Ansicht nach amateurhaft gearbeitete und gebrochene Lenksäule mit 99-prozentiger Sicherheit als Unfallursache bezeichnet. Aber Newey beteuert: «Mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit ist das Auto nicht wegen einer gebrochenen Lenksäule von der Straße abgekommen. Der rechte Hinterreifen hat vermutlich wegen Wrackteilen, die Senna überfahren hatte, Luft verloren.»

Wie der Unfall letztlich genau passierte, wisse keiner, sagt Newey, «obwohl es vor Gericht immer wieder durchgekaut wurde. Aber Ayrton blieb noch für eine halbe Sekunde voll auf dem Gas, reduzierte dann auf 50 Prozent, um schließlich ganz vom Gas zu gehen und zu bremsen. Die Logik sagt, dass er bei einem Lenkungsbruch sofort eine Vollbremsung eingeleitet hätte.»

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