MotoGP: KTM zur Personalie Marc Marquez

Miami-GP: Wie Fernando Alonso ins Staunen kam

Von Mathias Brunner
​Der erste Grand Prix von Miami war ein voller Erfolg. 240.000 Fans gönnten sich das Spektakel im Miami International Autodrome. Was europäische Veranstalter von den US-Amerikanern lernen können.

Miami hat die Formel 1 2022 mit offenen Armen empfangen. «Diese Elektrizität habe ich in einer GP-Stadt noch selten gespürt», sagte Superstar Fernando Alonso, stellvertretend für seine Fahrerkollegen. Südflorida reiht sich würdig in die grossen, charismatischen M des Formel-1-Kalenders ein – Melbourne, Monaco, Montreal, Monza.

Ich weiss noch, wie ich vor Jahren beim Grand Prix der USA in Phoenix (Arizona) den Taxifahrer am Flughafen bat, mich bitteschön zur Rennstrecke zu bringen. Wir endeten auf einer Anlage für Hunderennen. Das kann einem in Miami nicht passieren – jeder in dieser Stadt weiss haargenau, was beim Hard Rock-Stadion abgeht.

Ich habe am Mittwoch hier in der Stadt zahlreiche Menschen getroffen, die sagen: «Wir kannten die Formel 1 kaum, aber seit der Netflix-Serie ‘Drive to Survive’ ist das anders. Jetzt gucken wir uns jedes Rennen an.»

Man muss sich das mal vorstellen: Am Mittwochabend vor dem Rennen kamen vor einem Jahr 10.000 Fans zum Hard Rock-Stadion in der Gemeinde Miami Gardens, um eine Fahrerpräsentation zu erleben mit anschliessendem Konzert des norwegischen DJ Kygo, der richtig Kyrre Gørvell-Dahll heisst. Am kommenden Sonntag, 7. Mai, wird Tiesto den Fans einheizen.

Tom Garfinkel, Geschäftsleiter des Hard Rock-Stadions, gegenüber SPEEDWEEK.com: «Wir wollten hier etwas auf die Beine stellen, was für Fans, Fahrer und Teams einzigartig ist. Im Zentrum dabei stand aber nicht der Glamour, sondern das Ziel, eine Rennstrecke zu bauen, welche den Piloten alles abfordert.»

Garfinkel und Strecken-Designer Clive Bowen hielten Wort. Im Training zeigte sich – die Rennstrecke ist schwierig, mit einem eigenwilligen Belag, der die Fahrer verblüfft hat. Schon am Freitag rutschten die Piloten reihenweise von der Bahn, die raue Oberfläche ging auf die Vorderreifen, neben der Ideallinie bildete sich eine fiese Schicht aus Reifenabrieb und Rollsplit. Da war hochpräzises Fahren gefragt.

Der Brite Clive Bowen: «Wir wollten eine schwierige Strecke, mit Passagen, die wir scherzhaft als Fehler-Erzeuger bezeichnen.»

Dieser Plan ist aufgegangen, auch wenn an einigen Stellen nachgebessert werden musste. So betonten Esteban Ocon und Carlos Sainz völlig richtig, dass der knifflige Bereich in Kurve 14 mit TecPro-Barrieren gesichert werden muss.

Die Fahrer kamen tüchtig ins Schwitzen, und das lag nicht nur an viel Sonne und hoher Luftfeuchtigkeit. Lewis Hamilton stöhnte: «Das erinnert an Malaysia oder Singapur.»

Das galt auch für die Niederschläge: Am Mittwochabend schüttete es wie aus Kübeln, Sicht bei Tempo 30 km/h gleich null.

Aber auch daran haben die Pistenbauer gedacht: Kein Bundesstaat ist flacher als Florida, aber die neue Rennstrecke ist nie ganz eben, sondern führt leicht hoch und runter oder ist seitlich geneigt – damit das Wasser schneller abfliesst.

Tom Garfinkel arbeitete früher für Chip Ganassi als Vize-Präsident jenes Rennstalls, der Autos in der NASCAR-Serie, bei den IndyCars und in der TransAm auf die Bahn brachte: «Wir wussten immer – im Zentrum muss eine Bahn sein, die packenden Sport begünstigt. Das zweite Ziel bestand darin, eine Stimmung wie in Disneyland zu schaffen, denn Rennsport ist zwar der Kern, aber es geht auch um das ganze Drumherum. Die Fans sollen die Möglichkeit haben, hier mit Freunden Musik zu hören und ihre Zeit zu geniessen. Die Besucher sollen auf der Anlage wirklich Miami spüren. Wir wollen uns von den anderen Strecken abheben, wir wollen anders sein.»

Das ist gelungen: Ein Strand mit Liegestühlen im Sand, zwei Pools direkt an der Strecke, in welcher sich Meerjungfrauen tummeln, eine Fake-Marina mit Yachten, eine Formel-1-Strecke mit Gondelbahn, Miami bot ungewöhnliche Perspektiven, angefangen mit dem spektakulären Hard Rock-Stadion.

Miami ist anders, und das gilt auch für die Arbeit der Streckenposten: Auf keiner anderen Strecke der Welt werden die fleissigen Helfer mit Fangnetzen ausgerüstet, um von den Bäumen fallende Leguane einzufangen und sie beim Kanal hinter dem Stadion wieder ins die Natur zu entlassen.


Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Wir bitten um Verständnis, dass Sie diesen Artikel nicht kommentieren dürfen.

Wegen Acosta: Ducati braucht Márquez im Werksteam

Von Manuel Pecino
Ducati war am MotoGP-Wochenende in Le Mans erneut der dominierende Hersteller, jedoch kommen Aprilia und KTM immer näher. Braucht die italienische Marke Marc Márquez, um den Vorsprung zu halten?
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Sa.. 18.05., 10:15, Hamburg 1
    car port
  • Sa.. 18.05., 10:25, Motorvision TV
    FIM E-Explorer
  • Sa.. 18.05., 10:50, Motorvision TV
    FIM X-Trial World Championship
  • Sa.. 18.05., 11:45, Motorvision TV
    FIM Sidecarcross World Championship
  • Sa.. 18.05., 12:10, ServusTV
    Formel 1: Großer Preis der Emilia Romagna
  • Sa.. 18.05., 12:35, Motorvision TV
    Motorradsport: FIM Superenduro World Championship
  • Sa.. 18.05., 13:00, Eurosport 2
    Motocross: FIM-Weltmeisterschaft
  • Sa.. 18.05., 13:05, Motorvision TV
    Superbike: Australian Championship
  • Sa.. 18.05., 13:50, ServusTV
    Motorradsport: FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft
  • Sa.. 18.05., 14:00, Eurosport 2
    Motocross: FIM-Weltmeisterschaft
» zum TV-Programm
5